Walter Marinovic: Friedrich Schiller – er ist unser! Sein Leben, sein Werk, sein Fortwirken bis heute. Zum 200. Todestag. Eckartschrift 174, 112 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Karten. € 7,40
„Denn er war unser!“ – Mit diesen Worten rief Goethe in seinem „Epilog zur Glocke“ die mitreißende Persönlichkeit seines verstorbenen Freundes Schiller in das Gedächtnis. Die Begeisterung, mit der Schillers Dichtungen viele Generationen erfüllten, die Gedenkfeiern, die 1859 und 1905 große Volksfeste waren und auch 1955 und 1959 viele Menschen versammelten, bezeugen, dass dieser Dichter in den Herzen seines Volkes lebendig blieb.
Gilt dies auch für den 9. Mai 2005, an dem wir Schillers 200. Todestag begehen? Der Zeitgeist scheint dem zu widersprechen. Theodor Adorno diffamierte Schiller als einen „Wüterich, der als Faschist die Welt zum Gefängnis macht“, und das Regietheater verhunzt schändlich seine Dramen. Daher will uns die Eckartschrift von Walter Marinovic diesen großen Menschen nahebringen, dessen Leben ein steter Kampf war: gegen Unterdrückung, gegen Not, gegen die Schwäche seines kranken Körpers. In elf Szenen, deren erzählende Rahmen frei erfunden, deren sachbezogene Aussagen aber historisch fundiert sind, erleben wir, wie viel ein starker Wille vermag, wenn ihn die Begeisterung für ideale Ziele bewegt.
Schiller wollte „im eigentlichen Sinn des Wortes der Zeitgenosse aller Zeiten sein.“ Gründliche Studien befähigten ihn, in seinen historischen Dramen ein getreues Bild der behandelten Zeit zu zeichnen. Ebenso spricht er grundsätzliche Wahrheiten aus, die ihn auch zum Zeitgenossen unserer Gegenwart machen. In „Kabale und Liebe“ prangert er den Verkauf deutscher Soldaten für die Interessen fremder Mächte an, in der „Jungfrau von Orleans“ und in „Wilhelm Tell“ ruft er zum Kampf für die Freiheit auf.
Die Eckartschrift zeigt die bestürzende Aktualität von Schillers Dichtungen, die uns Anstöße geben, wie auch wir Fremdbestimmung überwinden und zu uns selbst finden können. Nach einer Niederlage gegen die Armeen der französischen Revolution, in der sich bereits der Zerfall des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation abzeichnet, fragt Schiller in einem Gedichtentwurf, ob der Deutsche, besiegt und gedemütigt, sein Selbstbewusstsein bewahren dürfe. „Ja, er darf’s“, antwortet der Dichter, „die deutsche Würde ist eine sittliche Größe, sie wohnt in der Kultur und im Charakter der Nation, die von ihren politischen Schicksalen unabhängig ist.“
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