Martin Hobek: Der Rest ist Österreich! Zum Vertrag von Saint-Germain-en Laye 1919. Eckartschrift 150, 116 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Karten. € 6,75
Der Autor stellt mit dieser Schrift die Verkleinerung des habsburgischen Österreichs zum sprichwörtlichen „Rest“ (Clemenceau) in all ihren Facetten dar. Zu diesem Zweck geht er gesondert auf alle Nachbar- und Nachfolgestaaten und auch auf alle österreichischen Bundesländer ein. So zeigt der Verfasser auch anhand Liechtensteins die enge Verflechtung Mitteleuropas auf. Das Fürstentum am Rhein war bis zum Ende des Ersten Weltkrieges mit Österreich in einer Zollunion verbunden. Verwaltet wurde es vom damaligen Fürsten Johann II. nicht von Vaduz, sondern vom bis 1919 niederösterreichischen Feldsberg aus, wo der Landesvater 1929 nach 71jähriger Regierungszeit sterben sollte. Geboren wurde er im benachbarten südmährischen Eisgrub. 1919 fielen beide Besitzungen an die neugegründete Tschechoslowakei, die drei Jahrzehnte vor der kommunistischen Machtübernahme umfangreiche Enteignungen durchführte. Mit der Abtrennung Südmährens wurde Wien dem Hungertod nahegebracht. Die Bevölkerung des nunmehrigen „Wasserkopfes“ holzte im furchtbaren Hungerwinter 1918/19 den Wienerwald ab und beklagte eine 20mal höhere Säuglingssterblichkeit als jetzt.
Der Autor zeigt mittels Lebensgeschichten Hintergründe der damals Mächtigen sowie auch manche Kuriosa auf, wie etwa die unglückliche Fehlentscheidung des verschrobenen US-Präsidenten Wilson, das neutrale Genf als Konferenzort zu verhindern, weil der dortige See „mit Giftstoffen geschwängert“ sei. Die Vormachtstellung der Vereinigten Staaten war aber nicht die einzige Neuheit im Paris des Jahres 1919. Die von der Volksmeinung abhängigen Regierungen mussten erstmals den Umgang mit der demokratischen Presse lernen. Das führte zu allerlei Legendenbildungen, denen der Autor auf den Grund geht. So stellte die offen manipulierte Ödenburger Volksabstimmung eine Farce zum Schutz der österreichischen Verhandler dar, die sich auf den Kompromiss der Abtretung Ödenburgs eingelassen hatten.
In den Wirren der Nachkriegsmonate ließen die untereinander zerstrittenen Sieger mit ihren Beschlüssen von Versailles und St. Germain eine Friedensordnung entstehen, deren Untauglichkeit viele Konferenzteilnehmer noch vor Ort erkannten. Die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges mit den darauffolgenden Beschlüssen von Jalta und Potsdam sollte dann die harten Friedensbestimmungen für Österreich und Deutschland auf grausamste Art festschreiben.
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