Deutscher Schulverein
Österreichische Landsmannschaft
Deutscher Schulverein
Im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn bildeten die Deutschen mit mehr als 12 Millionen Angehörigen die stärkste Volksgruppe, waren aber gleichzeitig eine Minderheit unter Minderheiten (1910: 23,36 Prozent). Als staatstragende,“ historische“ Nation hatten sie durch Jahrhunderte die politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der habsburgischen Länder geprägt.

Nach der Niederlage Österreichs im deutsch-deutschen Krieg von 1866, seinem Ausschluss aus dem Deutschen Bund und der Durchsetzung der kleindeutschen Lösung durch Preußen 1871 waren die Deutschen Österreichs ihrer stärksten Stütze beraubt und fühlten sich ihrer gesamtdeutschen Einbindung beraubt.
An den vielen Sprachgrenzen der Monarchie und in zahlreichen Sprachinseln des weitausgreifenden Reichsgebietes sahen sich die Deutschösterreicher starkem ethnischen Druck durch die anderen aufstrebenden und politische Gleichberechtigung erlangenden Völker ausgesetzt. In der ungarischen Reichshälfte waren sie einer radikalen Madjarisierungspolitik ausgesetzt. Nach Erlass einer neuen Sprachenverordnung durch das Ministerium Taaffe für das von Deutschen und Tschechen bewohnte Königreich Böhmen sah man auf deutscher Seite dringenden Handlungsbedarf zum Schutz und zur Verteidigung der eigenen Sprache und Identität und des deutschen Siedlungsraumes.

Eine kulturelle Antwort war die Gründung des Deutschen Schulvereins (DSchV) am 13. Mai 1880 mit Sitz in Wien. Der unmittelbare Anstoß dazu kam jedoch nicht aus Böhmen sondern aus der Gefürsteten Grafschaft Tirol. Am Deutschnonsberg an der deutsch-italienischen Sprachgrenze versuchte der beherzte Priester Franz Xaver Mitterer, Kurat von Proveis, der drohenden Gefahr des Identitätsverlustes durch den Bau einer eigenen deutschen Schule entgegenzuwirken. Auf diese Bemühungen wurde die spätere Führungsfigur der Sozialdemokratischen Partei Österreichs Engelbert Pernerstorfer aufmerksam. Zur Verwirklichung des Schulbaus wurde der Deutsche Schulverein gegründet. Zu den sechs Gründern des Schulvereins zählen die beiden späteren Parteiführer der österreichischen Sozialdemokratie Pernerstorfer und Dr. Victor Adler. Gefördert durch zahlreiche weitere bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kunst wie Peter Rosegger, Johannes Brahms, Dr. Karl Lueger, Bertha von Suttner, Johann Strauß oder Felix Dahn begann der Schulverein seine bis heute fortwirkende, erfolgreiche Arbeit zum Erhalt der deutschen Sprache und Kultur.

Wesentlichstes Schulvereinsziel war und ist es, durch einen gediegenen Unterricht in der Muttersprache die „Kinder vor dem Verlust ihres Volkstums zu schützen“. Ende des Gründungsjahres 1880 unterstützten bereits mehr als 22.000 Mitglieder diese Zielsetzung. Innerhalb von zehn Jahren waren in ganz Österreich 1128 Ortsgruppen ins Leben gerufen worden.
Deutscher Schulverein in Österreich, gegründet in der ersten Vollversammlung 2. Juli 1880 zu Wien, hat den Zweck, in den Ländern Österreichs mit sprachlich gemischter Bevölkerung, an den deutschen Sprachgrenzen und auf den deutschen Sprachinseln, besonders dort, wo die Errichtung einer deutschen Schule auf öffentliche Kosten nicht erreicht werden kann, die Bestrebungen der Bevölkerung zur Erlangung und Erhaltung deutscher Schulen zu fördern. Ende 1883 bestand der Verein aus 761 Ortsgruppen mit rund 100,000 Mitgliedern, darunter 6000 Frauen und 1400 Körperschaften. Im J. 1883 hat der Verein über 150,000 Gulden zur Gründung und Erhaltung von Schulen verwendet und sein Stammvermögen auf 100,000 Guld. gebracht. Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1885ff,
1881 entstand nach seinem Vorbild und in enger Zusammenarbeit zum Schutz des Grenz- und Auslandsdeutschtums im Deutschen Reich der Allgemeine Deutsche Schulverein (ADSchV) mit Sitz in Berlin, 1889 der Verein Südmark mit Sitz in Graz.

In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg konzentrierte der Deutsche Schulverein seine Aktivitäten zum Schutz der Deutschen vor allem auf Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien gegen die Tschechisierung, auf Unterkärnten und die Untersteiermark gegen die Slowenisierung, das südliche Tirol gegen die Italienisierung sowie auf die Bukowina und Galizien gegen die Rumänisierung bzw. Polonisierung.
Im Jahre 1914 unterhielt der Schulverein 160 Kulturhäuser, 101 Schulen, 152 eigene Kindergärten und ermöglichte 426 Bauvorhaben. Weiters wurden 273 Schulen und 174 Kindergärten mitfinanziert, was vor allem durch die besondere Unterstützung des steirischen Heimatdichters Peter Rosegger und dessen Spendenaufrufe möglich wurde. In insgesamt 1605 Orten in der gesamten Doppelmonarchie entfaltete der Schulverein seine Tätigkeit.
1914-1916 konnte in der Wiener Josefstadt im 8. Bezirk durch eine großzügige Spende des mährischen Industriellen Robert Primavesi auf einem Grundstück der Stadt Wien das „Schulvereinshaus“ als Vereinssitz errichtet werden. Das Schulvereinshaus in der Fuhrmannsgasse 18 a ist noch heute Sitz der Österreichischen Landsmannschaft.

Der Erste Weltkrieg mit seinem für die Donaumonarchie katastrophalen Ausgang brachte für weite Teile der Deutschösterreicher den Verlust staatlichen Rückhalts. Nur knapp die Hälfte der Deutschösterreicher lebten 1919 in der neuerrichteten Republik Deutsch-Österreich. Die andere Hälfte wurde in den Pariser Vorortverträgen häufig unter Missachtung des Selbstbestimmungsrechtes der Völker anderen Nachfolgestaaten zugeschlagen, in denen sie zu einer oft ungeliebten und angefeindeten Minderheit wurden, nachdem sich die Nachfolgestaaten als nicht-deutsche Nationalstaaten verstanden. Obwohl weiterhin in ihrer alten Heimat ansässig, lebten sie nun im teils feindlich gesinnten Ausland. Der Assimilierungsdruck erhöhte sich deutlich und steigerte sich in manchen Gebieten zur regelrechten staatlich kontrollierten Verfolgung und Unterdrückung.

Die Unterstützung dieser neu entstandenen deutschen Minderheiten gestaltete sich politisch schwierig, auch aufgrund der hohen Reparationszahlungen, die Österreich leisten musste. Die neuen Staaten wollten es meist nicht dulden, dass im Bildungswesen, einem zentralen staatlichen Aufgabenbereich, weiterhin ein privater Träger tätig war, der nicht unter ihrer hoheitlichen Kontrolle stand.

Die eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten bewirkten eine verstärkte Zusammenarbeit der Schutzvereine miteinander. In Österreich kam es 1925 zum Zusammenschluss mit dem Verein „Südmark“. In der Weimarer Republik unterhielt man Verbindung zum Berliner „Verein für das Deutschtum im Ausland“, der aus der Umbenennung des Allgemeinen Deutschen Schulvereins hervorgegangen war. Man vereinbarte eine Aufgabenteilung im Ausland und hielt gemeinsam Tagungen ab. Die Hilfsmaßnahmen des nunmehrigen Deutschen Schulvereins Südmark betrafen vornehmlich das von Italien annektierte und einer radikalen Entnationalisierungspolitik ausgesetzte Südtirol durch die Förderung der deutschen Katakombenschulen und das nun zu Jugoslawien gehörende Gotscheer-Land im ehemaligen Herzogtum Krain. Im Jahr 1933 befanden sich 394 Standbüchereien und 100 Wanderbüchereien im Besitz des Vereines.
Während der zunehmenden Verschärfung des innenpolitischen Klimas in Österreich und der Errichtung des Ständestaates versuchte der Deutsche Schulverein „die Einmengung in innerpoltische Auseinandersetzungen unbedingt ferne zu halten“, da durch alles „Trennende und Entzweiende“ die „Volksgemeinschaft nicht gefördert, sondern nur gefährdet werden kann.“
Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde der Deutsche Schulverein Südmark im Mai 1938 aufgelöst und durch Eingliederung in den nun staatlich kontrollierten „Verein für das Deutschtum im Ausland“ gleichgeschaltet. Für die Dauer von 14 Jahren endete nun die deutschösterreichische Schutzarbeit.