Die deutsche Volksgruppe in Frankreich befindet sich überwiegend im Elsass und erstreckt sich von der Südpfalz bis nach Basel.
Das Elsass war eine der Kernregionen der Kelten. Zum Ende der keltischen Epoche herrschte für kurze Zeit der Germane Ariovist, der mit seinen Sueben, rund 120.000 Krieger mit ihren Familien, sich westlich des Rheins niedergelassen hatte. Nachdem die Sequaner die Römer um Unterstützung gegen Ariovist gebeten hatten, besiegte Julius Caesar 58 v. Chr., vermutlich bei Mülhausen, Ariovist. Das Elsass wurde im Zuge der Eroberungen Caesars Teil des römischen Herrschaftsgebiets, bei dem es bis ins 5. Jahrhundert verblieb. In diesen etwa 450 Jahren war der Rhein anfangs und dann wieder seit dem 3. Jahrhundert römische Reichsgrenze (Gewinn und Verlust der agri decumates). Spätestens seit dem ersten nachchristlichen Jahrhundert setzte eine schrittweise, dauerhafte germanische Besiedelung des Gebietes ein. Seit 85/90 n. Chr. gehörte der größere Teil des heutigen Elsass zur römischen Provinz Germania Superior (Obergermanien), ab 297 Germania Prima genannt. Seit etwa 350 begann schließlich die dauerhafte Besiedlung durch die Alemannen. Sie entwickelten im heutigen Sundgau eine Art vorstaatlicher Eigenständigkeit. Nach der Schlacht von Zülpich 496 zwischen Franken und Alemannen traten die fränkischen Merowinger die Herrschaft über das zu Alemannien gezählte Gebiet an. Die fränkischen Könige ernannte die alemannischen Herzöge.
Merowinigsche und Karolingische Zeit
Das Elsass zählte zu diesem bis ins 7. Jahrhundert bestehenden Herzogtum Alemannien, danach existierte bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts unter den alemannischen Etichonen ein elsässisches Herzogtum. Seit dem Beginn des 7. Jahrhunderts genoss Alemannien bzw. das Elsass aufgrund des Machtzerfalls der Merowinger weitgehende Autonomie. Im Rahmen der karolingischen Machtdurchdringung wurden im 8. Jahrhundert die beiden elsässischen Gaugrafschaften Nordgau und Sundgau gegründet. Zwischen 843 und 925 kam es im Rahmen der fränkischen Reichsteilungen zu einem mehrmaligen Wechsel der Oberherrschaft, ab 925 verblieb das Elsass beim Ostfränkischen Reich (später Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation).
Sowohl in merowingischer als auch in karolingischer Zeit war das Fränkische Reich wiederholt in verschiedene Teilreiche aufgeteilt. In merowingischer Zeit bestand beispielsweise Austrasien, in karolingischer Zeit Alemannien als Teilkönigreich. Ob das Elsass stets zum alemannischen Reichsteil zählte, ist unklar.
Zur Zeit Karls I. (Karl der Große, 768–814) war das Elsass eine der zentralen Regionen des Frankenreiches. Während der Regierungszeit Ludwigs I. (Ludwig der Fromme, 814–840) wurde zwischen ihm und seinen Söhnen heftig um die Machtteilung gestritten. Dabei kam es 833 auf dem Rotfeld zwischen Colmar und Turckheim zum Überlaufen der Truppen Ludwigs zu jenen seiner Söhne, weswegen dieser Ort später Lügenfeld genannt wurde. Die 842 zwischen Ludwigs des Frommen Söhnen Ludwig II. Ludwig der Deutsche und Karl II. Karl der Kahle abgeschlossenen Vereinbarungen und Treueschwüre, sie sogenannten Strassburger Eide, wurden den Truppen der beiden in Altfranzösisch und Althochdeutsch vorgetragen, da diese entweder romanisch- oder germanischsprachig waren.
In der Folge der fränkischen Reichsteilungen wechselte das Elsass zwischen 843 und 925 vier Mal die überregionale politische Zuordnung: 843 zum Mittelfränkischen Reich (Vertrag von Verdun), 870 zum Ostfrankenreich (Vertrag von Mersen), 913 zum Westfrankenreich und schließlich 925 wieder zum Ostfrankenreich. Nach dem Tod Ludwigs II. 869 hatte dessen illegitimer Sohn Hugo erfolglos versucht, im Elsass ein eigenständiges Reich zu etablieren. Zu einem unklaren Zeitpunkt wurden die ursprünglich elsässischen Gebiete im Jura (südlich bis zur Aare) und in der Burgundischen Pforte (Ajoie) vom Elsass abgetrennt und Burgund zugeschlagen.
Wieder beim Ostfrankenreich (925) spielte das Elsass anfangs eine politische Sonderrolle. 936 oder 950 drangen die Ungarn bis ins Elsass vor. Aus dem Ostfrankenreich wurde langsam das Konglomerat des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Spätestens 988 war das Elsass Teil des bis 1250 bestehenden Herzogtums Schwaben. Mit dem Übergang des Königreichs Burgund 1033 ans Kaiserreich hörte das Elsass vorerst auf, Grenzland zu sein. Strassburg entwickelte sich nach Köln zur zweitgrößten Stadt im Deutschen Reich.
Kernland des Stauferreichs
Im 12. Jahrhundert wurde das Elsass zu einem der Kernländer des Stauferreichs. Die Staufer gründeten zahlreiche Städte und Burgen. In Hagenau wurde eine staufische Pfalz, das elsässische Landgericht sowie eine zentrale Verwaltungsstelle installiert. Vor 1130 wurde je ein Landgrafenamt für den Nordgau und den Sundgau geschaffen, die Landgrafenwürde im Sundgau wurde an die Habsburger übertragen. 1212 wurde das Elsass als Provinz (procura) eingerichtet. Die kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit dauerte bis ins 14. Jahrhundert an.
Vor allem durch das Ende der Stauferdynastie 1250 und der damit verbundenen Quasi-Auflösung ihres Herzogtums Schwaben, aber auch aufgrund des langsamen allgemeinen Zerfalls der Zentralgewalt im Deutschen Reich, bildeten sich, nicht nur im Elsass, viele verschiedene politische Territorien heraus. In diesen festigten sich wie überall die territoriumsbezogenen Rechte (Territorialisierung). Diese Territorien (monarchische Herrschaften, Stadtrepubliken und andere) wurden schnell zu den eigentlichen Trägern der wichtigsten politischen Regierungsgewalten. Sie agierten unter dem Dach des Reiches (Reichstage), seit dem 17. Jahrhundert mehrheitlich unter dem des Königreichs Frankreich, und waren in sehr unterschiedlichem Maße an das Deutsche Reich bzw. an Frankreich gebunden. Regionale politische Institutionen sind die Landstände und die Reichskreise.
Zu den wichtigsten Mächten des Elsass dieser Epoche kann man zählen: die Fürstenhäuser Habsburg (nur bis 1648), Hanau-Lichtenberg, Württemberg und Rappoltstein, die Stadt Strassburg und die Städte des Zehnstädtebunds (Dekapolis), die weltlichen Herrschaften der Bistümer Strassburg und Basel und des Klosters Murbach sowie die Besitzungen der Unterelsässischen Ritterschaft. Die Reichsstadt Mülhausen schloss sich 1515 als Zugewandter Ort der älteren Schweizer Eidgenossenschaft an und blieb damit eines der wenigen Gebilde ohne französische landesherrliche Rechte (bis 1798).
1439, 1444 und 1445 wurde auch das Elsass von arbeitslos gewordenen Söldnertruppen durchstreift. Wenig später geriet das Elsass in den Blickwinkel Karls des Kühnen, der die Territorien seines neuburgundischen Staates im Burgund, in Luxemburg und im niederländischen Raum über das Elsass und Lothringen zu verbinden gedachte. 1469 wurden ihm die habsburgischen Gebiete des Elsass und des Breisgaus verpfändet. Das Reich Karls fand jedoch ein schnelles Ende. Entscheidend war dabei die Niedere Vereinigung, die aus der schweizerischen Eidgenossenschaft, den elsässischen Reichsstädten, dem Bistum Basel und Herzog Sigismund von Österreich bestand. Nach dem Tod Karls 1477 zerfiel sein Reich, die Pfandgebiete im Elsass fielen zurück an die Habsburger. Zwischen 1493 und 1525 kam es wiederholt zu Bauernaufständen (Bundschuh-Bewegung, Deutscher Bauernkrieg).
Nach der Einteilung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation in Reichskreise zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren viele elsässische Mächte im Oberrheinischen Reichskreis organisiert, zu dem auch pfälzische, lothringische, hessische und savoyische Gebiete zählten. Der Rhein bildete die ungefähre Grenze zum Schwäbischen Kreis. Die habsburgischen Gebiete gehörten zum Österreichischen Reichskreis, die eidgenössischen Gebiete blieben außerhalb der Kreiseinteilung.
Strassburg trat 1523/1524 als erste Stadt der Reformation bei und wurde durch Martin Bucer zu einem evangelischen Zentrum. Gemeinsam mit den anderen westoberdeutschen Städten Konstanz, Lindau und Memmingen verfasste Strassburg 1530 die Confessio Tetrapolitana. Zahlreiche weitere elsässische Territorien wurden im 16. Jahrhundert protestantisch (die württembergischen, hanauischen und pfälzischen Gebiete, Mülhausen u.v.a.). Das Elsass wurde auch zu einem Zentrum der Mennoniten.
Der Isenheimer Altar ist ein Symbol der wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit des frühen 16. Jahrhunderts. 1538 gründete Johannes Sturm in Strassburg das protestantische Gymnasium (1556 Akademie, 1621 Universität Strassburg). Auch das Domkapitel des Bistums Strassburg rang im Strassburger Kapitelstreit 1583–1604 um die Einführung der Reformation. Im Rahmen der Gegenreformation wurden im 17. Jahrhundert in Hagenau, Molsheim, Schlettstadt und Ensisheim Jesuitenkollegs eingerichtet.
Zwischen 1633 und 1697/1714 waren die deutschen Gebiete Gebiete Lothringens und das deutsche Elsass wegen der inneren Zerissenheit des römisch-deutschen Reiches dem französischen Expansionsdrang ausgesetzt. Unter Berufung auf die geographische Grenzziehung des alten Rom, das den Rhein als Grenze fixiert hatte, drängte Frankreich erneut Richtung Osten. Dies geschah ungeachtet der ethnischen Verhältnisse zumal der Rhein entlang seines gesamten Verlaufs nirgends eine ethnisch-kulturelle Grenzlinie bildete. Teils durch Verträge (de iure), teils durch Annexion (de facto) , gelang es Frankreich in den meisten elsässischen Regionen die Landesherrschaft an sich zu reißen. Die unterhalb der Ebene der Landesherrschaft liegenden Rechte verblieben jedoch teilweise bei den traditionellen deutschen Inhabern.
Französische Expansion ins Elsass
1633 begann die französische Expansion ins Elsass durch den Abschluss von Protektionsverträgen und darauffolgenden militärischen Besetzungen einiger elsässischer Territorien. Frankreich stieg damit in den Dreißigjährigen Krieg ein. Es unterstützte den protestantischen Fürsten Bernhard von Weimar, der 1638 weite Teile des Elsass eroberte. Der Dreißigjährige Krieg brachte dem Elsass zahllose Schrecknisse. Die Hälfte der Bevölkerung kam durch den Krieg ums Leben, einige Gebiete wurden entvölkert. Im Westfälischen Frieden 1648 wurde der Wechsel von deutscher Landeshoheit zur französischen besiegelt. Habsburg musste seine elsässischen Rechte und Besitzungen komplett abtreten, also einschließlich die unter der Landeshoheit liegenden Rechte. Ebenso trat Habsburg im Namen des Reiches alle Rechte des Reiches im Elsass ab. Diese Rechte (Vogteirechte über die Dekapolis und andere Reichsterritorien, wie die von Hagenau aus verwaltete Reichslandvogtei) waren jedoch unbestimmte landesherrliche Rechte, was in der Folge zu Konflikten zwischen Frankreich und den ehemaligen Reichsstädten der Dekapolis führen sollte. Wie weit genau die französischen Rechte an den abgetretenen Reichsstädten reichten, ließ der Vertragstext offen, was beiden Seiten Raum für Interpretationen ließ. Wenngleich Frankreich den Vertrag in seinem Sinn las und die Vogtei restriktiver ausübte, als es im Reich üblich war, so blieb doch die Stadtverfassung dieser ehemaligen Reichsstädte trotz der herrschenden absolutistischen Doktrin in Teilen bis 1789 erhalten. Weitere Eroberungen führte Frankreich vor allem im Rahmen seiner sogenannten Reunionspolitik durch. Hierfür waren 1680 Reunionskammern eingerichtet worden, die unter der irreführenden Bezeichnung «Wiedervereinigung» (Reunion) für die Eingliederung die elsässischen Gebiete in Frankreich wirkten. 1681 erfolgte die französische Eroberung Strassburgs.
Viele eroberte protestantische Gebiete kamen wieder unter den Einfluss der katholischen Kirche. So wurde das protestantische Strassburger Münster wieder Kathedrale des Strassburger Bischofs. Zwischen 1671 und 1711 wanderten vor allem aus dem Kanton Bern viele Täufer ein, was Strassburg zu einem Zentrum der frühen Täuferbewegung machte. Nach dem Edikt von Nantes 1685 verließen viele Protestanten Frankreich und das Elsass.
1689 entschloss sich das Reich zum Krieg gegen Frankreich, das 1688 auch in der Pfalz einmarschiert war (Pfälzischer Erbfolgekrieg). Kriegsziel war unter anderem die Beseitigung der Reunionen. Im Frieden von Rijswijk 1697 erkannte das Reich jedoch die Reunionen an. Frankreich behielt das Elsass, räumte jedoch die besetzten Orte rechts des Rheins (Breisach, Freiburg im Breisgau u.a.). Unter Vauban wurden zahlreiche Festungswerke errichtet, so unter anderem die Zitadelle um Strassburg und gegenüber von Breisach die Festung Neuf-Brisach (1699–1703).
1701 bricht der Spanische Erbfolgekrieg aus. Das mittlerweile in den Türkenkriegen zur Großmacht aufgestiegene Erzherzogtum Österreich versuchte nicht nur, die Übernahme des spanischen Throns durch einen Anjou zu verhindern, sondern auch, das Elsass für Österreich bzw. das Deutsche Reich zurückzugewinnen. Im Frieden von Rastatt 1714 anerkannte der Kaiser jedoch abermals den Status quo im Elsass. Aufgrund der Friedensschlüsse von Rijswijk und Rastatt übernahm Frankreich nun auch de iure die politische Gewalt in den eroberten Gebieten. In diesen Friedensschlüssen und den diesen vorausgegangenen Kriegen und Jahrzehnten hatte sich eine Schwäche des Reiches und der habsburgischen Zentralgewalt im Westen gezeigt, die unter anderem in inneren Konflikten und in den Kriegen mit dem Osmanischen Reich im Osten ihre Ursache hatte.
Anfang des 18. Jahrhunderts wanderten zehntausende Elsässer in die menschenleeren Gebiete im damaligen südlichen Ungarn aus, vorwiegend Banat und Batschka. 1753 wurde Graf Kaunitz-Rietberg Regierungschef im Erzherzogtum Österreich. Er beendete die Feindschaft mit Frankreich, daher endeten nun auch die Bemühungen der Habsburger um das Elsass. Die neu gewonnenen Gebiete hatte Frankreich nicht zum eigenen Zollgebiet gezogen. Die französische Zollgrenze verlief weiterhin über die Vogesen. Viele Herrschaften standen nur unter französischer Oberhoheit, manche von ihnen konnten weiterhin mehr oder weniger autonom und selbstverwaltet agieren. Die Verbindung von einheitlicher Landesherrschaft, relativer Selbständigkeit und dem Verbleib beim überkommenen Zoll- und Wirtschaftsraum waren einige der Faktoren der kulturellen und wirtschaftlichen Blütezeit, die das Elsass im 18. Jahrhundert erlebte.
Zu Beginn der Französischen Revolution wurden 1789 im Zuge der Vereinheitlichung und Zentralisierung Frankreichs die überkommenen Rechte der elsässischen Herrschaften abgeschafft (beispielsweise die Stadtverfassung Strassburgs) und 1790 die beiden Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin gegründet. 1793 und 1794 kamen zu Frankreich die bis dahin noch ganz zum Reich gehörenden lothringische Grafschaften (Ober-)Salm (1793, Département Vosges, ein Teil von Obersalm wurde 1871 elsässisch) und Saarwerden (1794, bat aus konfessionellen Gründen trotz seiner Lage auf der lothringischen Hochebene erfolgreich um den Anschluss an Bas-Rhin, heute Krummes Elsass genannt). Nach dem Verbot christlicher Riten unter den Jakobinern 1794 gingen Teile der Bevölkerung ins vorläufige Exil. Zu Taufe und Heirat pilgerten vor allem Sundgauer ins solothurnische Mariastein. 1795 wechselte der Kanton Schirmeck, vielleicht aus sprachlichen Gründen, vom Département Bas-Rhin zum Département Vosges. 1798 wurde die Helvetische Republik gegründet, Mülhausen verlor damit seine Bündnispartner. Die Stadt wurde mit einer Handelsblockade belegt, worauf sie sich im gleichen Jahr zum Beitritt zur französischen Republik entschied. Somit waren nun alle Gebiete des Elsass Teil Frankreichs. 1800 kam das aufgelöste Département Mont-Terrible mit den Arrondissements Porrentruy und Delémont zum elsässischen Département Haut-Rhin. Mit der Einführung des Code Civil 1800 wurde das überkommene Gemeine Recht abgeschafft. Insbesondere enteignete Elsässer wanderten 1803, 1804 und 1808 massenhaft nach Russland aus.
Nach den Niederlagen Napoléons wurde auf dem Wiener Kongress auch über die Zukunft des Elsass verhandelt. Der französische Diplomat Talleyrand setzte den Verbleib des Elsass bei der wieder hergestellten französischen Monarchie durch. Die lediglich geringen Grenzveränderungen legten die bis heute gültigen französischen Außengrenzen fest: 1814 kamen die seit 1800 zu Haut-Rhin gehörenden Gebiete um Porentruy und Delémont zum Kanton Bern, 1815 kamen Landau und weitere kleinere Gebiete im Nordelsass an die bayerische Pfalz, Weißenburg verblieb als Grenzstadt bei Frankreich (Zweiter Pariser Frieden).
1834 wurde ein Kanal von Mülhausen nach Strassburg gebaut. Die bis 1846 dauernde Bevölkerungsexplosion führte zu Hungersnöten und Auswanderungswellen. Viele emigrierten nach Amerika, insbesondere nach Texas (siehe Castroville und Stephen Austin). Im Jahre 1840 begann der Eisenbahnbau. 1841 wurde die Linie Strassburg-Mülhausen eröffnet, 1844 Mülhausen–Basel, 1851 Strassburg–Nancy und 1855 die Strecken Strassburg–Ludwigshafen und Mülhausen–Belfort–Besancon. Im Raum Mülhausen entstand eine Maschinenbauindustrie.
Teil Preußens
1870 war es zwischen Frankreich und Preußen zum später so genannten Deutsch-Französischen Krieg gekommen. Im anschließenden Frankfurter Frieden von 1871 wurden die von Deutschen bewohnten Gebiete Frankreichs an das während des Krieges neu gegründete und von Preußen geführte deutsche Kaiserreich abgetreten und in diesem als Reichsland Elsass-Lothringen eingerichtet. Dabei handelte es sich vor allem um die überwiegenden Teile der beiden Départements Bas-Rhin und Haut-Rhin und in etwa um die Nordhälfte des benachbarten Lothringens, das im Südwesten auch einige mehrheitlich französischsprachige Gebiete mit einschloss. Aus den Départements Bas-Rhin und Haut-Rhin wurden die elsass-lothringischen Bezirke Unterelsass und Oberelsass. Der Frankfurter Friede beinhaltete auch die sogenannte „Option“: Bis zum Oktober 1872 konnten die Einwohner des neuen Landes Elsass-Lothringen entscheiden, ob sie französische Staatsbürger bleiben wollten (was bedeutete, Elsass-Lothringen verlassen zu müssen). Davon machten vor allem die seit Beginn des 19. Jahrhunderts eingewanderten Franzosen, v.a. Beamte und Militärangehörige, Gebrauch. Etwa 50.000 Bewohner, knapp drei Prozent der Bevölkerung, wanderte nach Frankreich ab. 1872 wurde Elsass-Lothringen in den Deutschen Zollverein aufgenommen. Aufgrund der Industrialisierung wuchsen vor allem die großen Städte stark an. In Strassburg und Mülhausen wurden typische gründerzeitliche Stadtviertel angelegt. Im ländlichen Raum hingegen kam es teilweise zu einem Bevölkerungsrückgang. Mit der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs 1900 wurde der Code Civil abgelöst.
Der Erste Weltkrieg
In Frankreich entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine radikale, nationalistische Revanchismus-Bewegung. Die Regierung Raymond Poincaré setzte sich seit 1912 offiziell für einen Krieg zur Rückgewinnung Elsass-Lothringens ein, dem widersprachen jedoch die Sozialisten unter Jean Jaurès. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde am 31. Juli 1914 für Elsass-Lothringen der Kriegszustand verhängt.[1] Das bedeutete die nahezu vollständige Entmachtung der elsässisch-lothringischen Landesregierung. Trotz des Verlaufs der Westfront durch das Oberelsass wurde die Region nicht zu einem Hauptkriegsschauplatz. Im August 1914 war Mülhausen zwei Mal kurzzeitig von französischen Truppen eingenommen, dabei wurden zahlreiche Zivilisten in Internierungslager nach Frankreich verschleppt. Die bald starre Westfront mit ihren Stellungskämpfen verlief von der Schweizer Grenze westlich an Mülhausen vorbei durch den Sundgau und quer durch die südöstlichen Vogesen, durch das Münstertal zum Col du Bonhomme. Etwas weiter nördlich verließ die Front den Vogesenkamm Richtung Lothringen und Belgien. Massive Kampfhandlungen fanden nur 1914 und 1915 statt, unter anderem im Münstertal und am Hartmannsweiler Kopf. Viele Orte wurden zerstört, unter anderem die Stadt Münster. Zahlreiche Soldatenfriedhöfe zeugen heute von diesem Krieg.
Im November 1918 bildeten sich im Deutschen Reich Arbeiter- und Soldatenräte, so auch in Strassburg. Die ausgerufene Republik Elsass-Lothringen hatte allerdings angesichts des kurz bevorstehenden Einmarsches der französischen Truppen weder großen Rückhalt noch historische Perspektive. Nach dem Waffenstillstand am 11. November 1918 mussten die deutschen Truppen das Elsass verlassen.
Nach dem Ersten Weltkrieg mussten im Diktat-Frieden von Versailles auch das deutsche Elsass und Deutsch-Lothringen an Frankreich abgetreten werden. Die reichsdeutschen Beamten und nach 1871 Zugezogene und deren Nachfahren (insgesamt 300.000 Menschen) mussten ohne Option das Elsass verlassen. Die deutsche Bevölkerung forderte innerhalb Frankreichs aufgrund der historischen Entwicklung und der ethnisch-kulturellen Verschiedenheit eine regionale Autonomie. Frankreich verweigerte jedoch jegliche Selbstverwaltung, vielmehr verlangte es die völlige Assimilierung. Der 1918 gegründete Elsass-Lothringische Nationalrat löste sich bald wieder auf. Auch das 1919 gebildete Generalkommissariat verlor schnell an Bedeutung. Gegen die anti-deutsche Assimilierungspolitik Frankreichs regte sich insbesondere im Elsass Widerstand und führte zur Herausbildung einer starken Autonomiebewegung, die jedoch massiv unterdrückt wurde. Die führenden Vertreter der deutschen Volksgruppe wurden verhaftet und von der Bevölkerung, obwohl in Haft, als Abgeordnete in die französische Nationalversammlung gewählt. Der Führer der Autonomistenpartei Karl Roos wurde am 7. Februar 1940 in Nancy wegen angeblicher Spionage hingerichtet.
Repressalien und Diskriminierung nach dem Zweiten Weltkrieg
Während des Frankreichfeldzuges 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht das Elsass. Jedoch verzichtete Deutschland auf eine Eingliederung des Landes in das Reichsgebiet. Zu nennenswerten Kampfhandlungen kam es im Elsass nicht. Eine völkerrechtliche Abtretung des Gebietes durch Frankreich fand nicht statt. Zwischen November 1944 und Februar 1945 wurde das Elsass von alliierten Truppen besetzt und von den Alliierten anschließend wieder französischer Verwaltung unterstellt. Elsässer, die als Angehörige der Wehrmacht oder der Waffen-SS in sowjetische Gefangenschaft geraten waren, waren deutsche Kriegsgefangene. Die letzten Überlebenden kehrten erst 1952 in die Heimat zurück. Aufgrund der negativen Erfahrungen in der Zwischenkriegszeit konnte nach dem Zweiten Weltkrieg eine politische Vertretung der deutschen Volksgruppe erst gar nicht mehr entstehen. Nun verfolgte Frankreich eine massive Unterdrückung der deutschen Sprache. Die totale Assimilierung sollte endlich verwirklicht werden, so dass die jüngeren Generationen inzwischen kaum noch Deutsch oder nur noch Französisch sprechen können.